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Robert Lanz

CV

2011–2013 UdK Berlin, master class Prof. Leiko Ikemura
   
  Lives and works in Berlin

Grants / Scholarships

2013 Stipendium der Kunststiftung Perdita & Hans-Peter Kunze

Solo exhibition

2018 Lab I/2018, Evelyn Drewes | Galerie, Hamburg
2017 Einzelausstellung, Braunschweiger Privatbank, Braunschweig

Group exhibition

2018 Klein, aber Fein Groupshow, Kunstraumkunze, Gifhorn
  Offbeat Groupshow of class Leiko Ikemura, Schau Fenster Raum Für Kunst, Berlin
2017 Wir Magier - Leiko Ikemura und Meisterschüler, Evelyn Drewes | Galerie, Hamburg
  Rebellion, Projektraum für zeitgenössische Kunst und Experimentelle Medien, Berlin
2016 Eröffnung/Ausstellung, Kunstraumkunze, Kunststiftungkunze, Gifhorn
2015 Aprivate/Publick, Städtische Galerie Schloß Wolfsburg, Wolfsburg
  Amproject Kunstwerkstätten, Berlin
  Leiko Ikemura‘S Xxvi, Wiensowski & Harbord, Berlin
2013 Connected For The Moment, Berlin
  Master Ausstellung, Universität Der Künste, Berlin

Texts

Robert Lanz richtet seinen Blick ins All. Oder besser gesagt: ins Allumfassende. Im Kosmos der Ideen zwischen gestern und heute kann vieles auftauchen und wieder verschwinden wie der weißbeschopfte Kopf Andy Warhols.

Entfernt man sich einmal von einer Chronologie der Kunst als solcher, befindet man sich in einem weiten Raum, in dem Vergangenheit, Jetzt und Zukunft gleichsam voneinander schöpfen und im Prozess aus Werden und Vergehen immer neue Verbindungen eingehen können. Wenn eine Idee auch Energie ist und als solche niemals verschwindet, sondern nur beständig den Aggregatzustand wechselt, öffnen sich viele neue Bezugsquellen – auch für die Kunst.

Die Malerei ist dabei fur ihn ein Endpunkt intensiver Studien, mit denen er seinen Wissenshungerstillt, um anschließend seine Forschungsergebnisse in seinen Bildern zu destillieren. So untersucht der Kunstler seit fruhester Jugend einen „unaussprechlichen Ideenkatalog“ der Schöpfung in und um uns.

Immer sucht Robert Lanz auch die Grenzen der Kunst zu überwinden, speziell in der Malerei. Denn macht Malerei nicht etwas mit dem Bild, das sich eigentlich gar nicht zeigen lässt? Oder wie der Dichter Rainer Maria Rilke uber die Kunstlerkolonie im norddeutschen Worpswede sagte: „Es ist so vieles nicht gemalt worden, vielleicht alles.“

Wir verspüren ein tiefes Bedurfnis nach neuen Kompositionen. Der Mensch sortiert und systematisiert kontinuierlich die Welt neu, um unfassbar große Zusammenhänge zu begreifen. 

In der Natur wie in der Kunst ist Leere nicht vorgesehen – horror vacui. Was also braucht ein Werk, damit es für sich stehen kann und neue Räume in uns aktiviert? Denn alles Lebendige besteht in seinen sichtbaren Formen nur eine begrenzte Zeit. Der Verfall aber ist ein ständiges Werden. Eine konkrete Verortung ist nicht vorgegeben. Was wir sehen, könnte genauso ein Blick aus einem Teleskop aus dem Weltraum auf die erde sein.

Robert Lanz weitet diesen Blick aus, von der Erde weg. Die Bilder erinnern zwar an Landschaften und an das, was sie uns bedeuten, doch sie sind universell einsetzbar. Um Vereinbarkeit und Unvereinbarkeit geht es auch in den Materialstudien des Küstlers. Wie ein Alchimist verbindet er Werkstoffe, die scheinbar nicht zusammen passen, und erforscht, wie sie miteinander reagieren. 

In Experimenten und Beobachtungen erstellt Robert Lanz ein eigenes Wertesystem. Da treffen zäher Teer und Bootslack auf Aluminiumpulver, Schelllack oder Tusche. Durch Verbrennen entstehen neue Farbtöne und Oberfächen-Effekte. Robert Lanz vermengt alt und neu. Ruckgriffe in die Werkstoffe der Kunstgeschichte, die etwa Maler der Renaissance verwandten, dienen dem Künstler als Ausdruck höchster Qualität. 

Wenn Robert Lanz die Leinwand grundiert, folgen viele Schichten. Mitunter wird sie angegriffen, abgeschabt oder beklebt. Verblendungen von grob zu fein. Düstere Farben, überzogen mit fein glitzernden Kristallen, schimmernden Perlmutteffekten, Krakelüren wie auf alter Haut, Körnigkeit von Asche - all dies versetzt den Betrachter auch materialtechnisch in einen größeren Kontext. Nicht selten schweben uber dieser geballten Materialschlacht japanisch anmutende Tuscheschleier. Leichtigkeit und Schwere vereinen sich mühelos. Die Arbeiten sind kraftvoll verdichtet und auf das Wesentliche reduziert. Der eigentliche Entstehungsprozess läuft dagegen selten harmonisch ab. Das Werk wird quasi explosiv geschaffen.

In Lanz‘ Arbeiten kommen auch Porträts vor. Sie scheinen sich aus Erinnerungsnebeln hervorzuschälen. Der Blick des Betrachters erreicht kaum das Gesicht des Porträtierten, er muss es quasi erahnen. Hier eine Aristokratin mit Perlenkette, die uns vage an eine lange vergangene Zeit erinnert, dort ein gesichtsloser Mann, der eine mittelalterlich anmutende Halskrause trägt.
„Andy“ Warhol, eines der wenigen Bilder mit Titel, hat nur wenige Attribute. Und doch erkennen wir ihn mit seinem weißen Schopf, beinahe als ob der Mensch ein Relikt, eine Fußnote seiner Zeit sei. Wie die Idee als Funken der Inspiration scheint auch das Individuum aus der universellen Ursuppe von Raum und Zeit zu erscheinen und, kaum im Blickfeld, wieder abzutauchen. Was ein Mensch seiner Epoche bedeutete und was er uns heute bedeutet, ruft Robert Lanz als Frage in den Raum. Es ist ein weiter Raum, den Robert Lanz, beinahe wie Antoine de Saint-Exupérys „kleiner Prinz“, mit furchtlosen Schritten durchreist und forschend wie staunend für uns vermisst.

Laila Kleveman