Unimate
CHARLIE STEIN
Ausstellungsdauer
28. Oktober – 20. Dezember 2022
Zeichnungen
Die Geschöpfe, die die Bilderwelt der Malereien und Zeichnungen der Berliner Künstlerin Charlie Stein bevölkern, wirken in ihrer Ästhetik zeitgenössisch und modern. Sie sind angelehnt an Visualitäten sozialer Medien und popkultureller Phänomene. Mit Öl auf Leinwand oder mit Farbstift auf Papier gebracht, verleihen diese traditionellen Medien des künstlerischen Schaffens den hochaktuellen, oft futuristisch wirkenden Motiven, eine Zeitlosigkeit und regen dazu an, Fragen zu stellen, jenseits offensichtlicher jetztzeitiger Bezüge.
Dieses Fragen wird belohnt – denn was auf den ersten Blick vielleicht wie ein Reproduzieren medialer Bilderfluten und Ästhetiken wirken könnte, basiert auf einer intensiven Auseinandersetzung mit philosophischen und historischen Themen und Diskursen, die Stein mit Hilfe der traditionellen Medien Malerei und Zeichnung ins Hier und Jetzt überführt und damit eine Synthese schafft, zwischen Tradition und Moderne, zwischen Technologie und Technik, zwischen Analog und Digital. Oft dienen kunst- und menschheitsgeschichtliche Verweise, als visuelle Wegweiser, als Anhaltspunkte für den Bildern inhärente epochenübergreifende Brückenschläge.
Neben der thematischen Auseinandersetzung mit der gesellschaftlichen Rolle von weiblich gelesenen Körpern, mit dem Einfluss von Technologien auf soziale Interaktion und mit anderen gesellschaftskritischen Diskursen, ist stets auch eine Auseinandersetzung mit dem gewählten Medium an sich in den Arbeiten erkennbar - mit klassischen Motiven wie dem Porträt, mit Körperformen und -posen und deren Darstellung und künstlerischer Umsetzung, sowie mit Formen der Abstrahierung, der Integration textlicher Elemente oder mit nahezu fotorealistisch anmutenden Ansätzen.
Jedoch beschränkt sich Charlie Stein in ihrer künstlerischen Perspektive nicht nur auf das isolierte Werk, sondern bezieht auch die Rezeptionserfahrung und den Raum, in dem die Arbeit entsteht, existiert und rezipiert wird, in den Schaffensprozess mit ein. So werden oft installative Elemente im Ausstellungskontext hinzugefügt, die den Arbeiten eine sowohl räumliche, als auch interpretatorische Mehrdimensionalität verleihen und häufig auch den Begriff institutionalisierter Ausstellungskontexte kritisch bis humoristisch hinterfragen. Häufig wirken die Arbeiten dadurch wie ganz natürlich dem Raum entwachsen und thematisieren somit auch den Bezug zwischen Bildender Kunst und Architektur, indem sie dem Raum eine Bedeutung jenseits einer bloßen Freifläche für die gezeigten Kunstwerke verleihen.
In der Beschäftigung mit Technologien spielen in Steins Arbeiten Roboter und Humanoide eine große Rolle. Sowohl in den Titeln der Zeichnungen enthaltene Hinweise, als auch visuelle Elemente verweisen auf eine intensive Auseinandersetzung mit dieser Thematik. Steins Arbeiten gelingt es, die Frage nach technologischen Möglichkeiten, nach Fortschrittsglaube und Nutzen von Technologisierung zu stellen, nach dem Einfluss künstlicher Intelligenzen auf menschliche Interaktion und gesellschaftliches Zusammenleben, und dabei weder Nutzen, noch Problematiken in den Vordergrund zu rücken.
Stein lebt und arbeitet in Berlin. Sie hat Malerei und Bildhauerei bei Gerhard Merz und Christian Jankowski studiert.
Elsa Mack