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Paris Giachoustidis

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Ausstellungsansichten

Biographie

*1990 Serres, Griechenland
2013–2013 School of visual and Applied Arts Thessaloniki, Griechenland, Meisterschüler Prof. Ioannis Fokas
2015–2018 Weißensee Kunsthochschule Berlin, Diplom Prof. Werner Liebmann, Meisterschüler Prof. Friederike Feldmann
   
  Lebt und arbeitet in Berlin

Preise / Stipendien

2020 NEUSTART KULTUR_bildende Künstler*innen, Stipendium, Stiftung Kunstfonds Bonn
2018 Ionion arts center, Kefalonia (Griechenland)
2017 Can-Serrat, International art Residency, Barcelona
  Kunstpreis Haus am Kleistpark, Capriccio, Berlin

Einzelausstellungen

2022 Duo (mit Dominika Bednarsky), 68projects, Berlin
  Lab, Evelyn Drewes | Galerie, Hamburg
2021 Urlaub in Deutschland, 68Projects, Berlin
2018 Comments in Red, Zina Athanassiadou Gallery, Thessaloniki

Gruppenausstellung

2022 Blind Vision: Groupshow, Treptow Ateliers, Berlin
  TOUCH ME: Nudes from the Miettinen Collection, Kunstraum Potsdam
  Das Eigene im Fremden – Einblicke in die Sammlung Detlev Blenk, Museum Bensheim
  Art Busan, Busan, Korea
2021 Wie bereits eingangs erwähnt, BcmA, Berlin
  Error Explanation, 68Projects, Berlin
  Arte Noah, Kunsthalle Feldbach, Österreich
  Arche für die Kunst, Kunstverein Bad Saltzdetfurth, Bodenburg
2020 Art Walk/Art Athina, Zina Athanassiadou Gallery, Thessaloniki / Athen
2019 L’artiste et les Commissaires, Lage Egal, Berlin
  Paris Giachoustidis, Irina Ojovan, Johannes Daniel, Trio Show, Galerie Russi Klenner
  All Out, Kwadrat, Berlin
  Looking For a D**k, Schau Fenster – Art Space, Berlin
2018 Last Dance, Autocenter, Kindl-Institute For Contemporary Art, Berlin
  Side Effects, Bayer Kulturhaus, Leverkusen
  Pnoh/Breath, Greek Emerging Artists, Helexpo, Thessaloniki
  Junction, Kosmetiksalon Babette, Berlin
  Not In The Mood To Save The World, Codex, Berlin
  Demi-Gros, Safe Gallery, Berlin
2017 Böse Blüten, Art Center Bethanien, Berlin
  La Table Ronde, Diskurs, Berlin
  Berlin Masters, Max Liebermann, Berlin
2016 Kaputt Ist Nicht Genug, Ladenfürnichts Gallery, Leipzig
  Summer Night Dreams, Kwadrat, Berlin
  Sorgen International, H&S Gallery, München

Wer ein Gemälde oder eine Zeichnung zum ersten Mal betrachtet, entdeckt nur ausnahmsweise das Besondere daran. Noch schwieriger ist es, die Intentionen des Künstlers, den Ausgangspunkt der Arbeit oder die Themen, mit denen er sich zum Zeitpunkt der Entstehung beschäftigt, zu „lesen“ und somit zu verstehen, worin die Bedeutung der Arbeit für den Künstler liegt. Bei intensiverer Auseinandersetzung ist es meist schwer, zu einer „naiven“, unvoreingenommenen Analyse zurückzukehren: Wir betrachten das, was in der individuellen Perspektive als hervorstechend oder herausragend wirkt oder uns besonders anspricht; andere Aspekte vernachlässigen wir meist.

Paris Giachoustidis macht es uns in der Regel nicht leicht, einen Schlüssel zu seinen Arbeiten zu finden. Wir entdecken ein Nebe noder Übereinander von technisch brillanten Schichten, Motiven oder Aspekten, durchaus meist mit einem hohen Anteil an „Malerischem“, gepaart mit technisch unreif oder einfach anmutenden Gesten. Figurative und abstrakte Elemente stehen neben- oder übereinander, Tiefe und Fläche stehen ebenso im vermeintlichen Widerspruch wie klassische Malerei und naive oder Volkskunst. Die Zurschaustellung von Mal- oder Zeichentechniken als Element vieler Arbeiten hat nicht zum Ziel, ein Motiv an sich photorealistisch darzustellen, sondern ist in der Regel eine eigene Perspektive auf im Internet oder im Alltag gefundene Photographien, also eine Form der malerischen oder zeichnerischen Aneignung. Sie werden andererseits durch vermeintlich einfache Striche, Formen und Figuren – stets in einer anderen Technik – „zerstört“, könnte man meinen. Neben einem hohen Risiko des Scheiterns – also einer Vernichtung mühevoller Vorarbeiten in einem künstlerisch gesehen quasi suizidalen Akt – als Ausdruck von Grenzen-Auslotung und persönlicher Implikation des Künstlers, geht es ihm darum, eine eigene Ästhetik zu entwickeln, unsere Sehgewohnheiten zu hinterfragen, uns an die Hand zu nehmen, über Malerei und Zeichnung an sich nachzudenken.

Die Distanz von P. G. zu den Inhalten seiner Arbeiten, die sich unter anderem auch in der Motivwahl aus sozialen Medien wiederspiegelt, ist dadurch geprägt, dass er einer Generation angehört, die mit dem Internet aufgewachsen ist. Das World wide web wurde ebenso vor seiner Geburt entwickelt wie auch der erste Blog älter ist als er. Google-Dienste entstanden während seiner Kindheit, die Gründung von Facebook und Twitter fallen in die Phase seiner Pubertät; lediglich Instagram, Snapchat und andere neuere Entwicklungen liefen erst an, als er bereits erwachsen war. Somit ist er also ein „Internet native“. In der Wissenschaft wird über die psychologische Implikation kontrovers diskutiert. Typisch für das Leben und Arbeiten von P. G. ist allerdings, dass er viele Bezugspunkte seiner Arbeit ebenso wie thematische Vorlagen aus technologiebasierter Interaktion, Bildern und (Kurz-)texten aus dem Internet herleitet. Und eben nicht aus klassischen Romanen und auch nicht schwerpunktmäßig aus der persönlichen Interaktion oder Erlebnissen. Auch wenn es um starke Emotionen geht, sind es eben nicht seine, sondern diejenige anderer, die er auch nicht zu verstehen versucht, sondern sie einfach, wenn auch aus seiner Perspektive, wiedergibt.

Diese Distanz des Künstlers zu den Inhalten seiner Arbeit ermöglicht andererseits genau dieses Nebeneinander von Realistischem und Idealistischen, und zwar sowohl im technischen als auch im thematischen Sinn. Und dadurch wird auch erst das spielerische Element, das charakteristisch für seine Arbeiten ist, ermöglicht. In allen von ihm genutzten Medien offenbart sich seine Künstlerpersönlichkeit. Er liefert uns keinen Schlüssel, wie oben beschrieben, er stellt uns mehr Fragen, als dass er uns Antworten gibt. Seine Statements, soweit wir sie erkennen vermögen, sind nicht universell, sondern punktuell. Er gewährt uns erst bei intensiver Beschäftigung mit seinem Werk Einblicke in die Ergebnisse seiner Beschäftigung mit Philosophie: Fragen nach der Besten aller Welten, der Art des Zusammenlebens in der Gesellschaft und zwischen Mann und Frau, dem Gegensatz zwischen Natur und Mensch beantwortet er nicht, er hält uns nur einen Zerrspiegel vor und serviert uns in spielerischer Form Paradoxien und Antagonismen. Die großen Themen behandelt er nicht als philosophischen Weltentwurf, sondern als kommentierte Splitter unserer digitalen Realität. Als einen Schlüsselbund, zudem wir die passenden Türen selbst finden müssen.

Peter Ungeheuer