MODULAR SELVES
Marlen Letetzki, Irina Ojovan, Anit Nurzaie, Ninakarlin Prinz
Vernissage
3. September 2025, 18 Uhr
Ausstellungsdauer
4. September – 9. Oktober 2025
Modular Selves untersucht Identität als etwas Vielteiliges, Verschiebbares, Fragmentiertes. Die beteiligten Künstlerinnen arbeiten mit modularen Formen, kulturellen Versatzstücken und offenen Räumen. Ihre Werke thematisieren das Selbst im Spannungsfeld zwischen Migration, Material und Erinnerung – als bewegliches Gefüge, das sich ständig neu zusammensetzt.
Marlen Letetzki entwickelt ihre Malereien aus digitalen 3D-Objekten, die in der malerischen Umsetzung ihre Künstlichkeit verlieren und sich zu feinen Formfeldern verdichten. Ihre Bildräume bewegen sich zwischen Nähe und Distanz, Offenheit und Zurückhaltung; Zustände, die die fragile Dynamik von Beziehungen und Wahrnehmungen sichtbar machen. Hier wird Malerei zu einem Ort, an dem das Verhältnis der Dinge im Bild selbst zum Subjekt wird.
Irina Ojovan verbindet persönliche Erinnerungsarchive mit einer klaren, reduzierten Formensprache. Ihre „Profiles“ entstehen aus der Aneignung architektonischer Werkzeuge, die ihr Vater entwarf, und verwandeln diese in minimalistische Strukturen. Dabei spielen Materialität und Oberfläche – Öl, Papier, Aluminium – eine zentrale Rolle. In Ojovans Arbeiten treten Verdichtung und Leere in einen subtilen Austausch, der das Verhältnis von Präsenz und Abwesenheit reflektiert.
Anit Nurzaie untersucht die Zerbrechlichkeit kultureller Identitäten im Kontext von Migration und Exil. In seriellen Ölmalereien und keramischen Installationen verwandelt sie autobiografische Erfahrungen in visuelle Metaphern von Entwurzelung und Resilienz. Ihre Werke wirken fremd und vertraut zugleich, als würden sie – wie Homi K. Bhabha es beschreibt – „zwischen den Räumen der Kulturen“ (The Location of Culture, 1994) schweben.
Ninakarlin Prinz verschränkt Malerei und Skulptur, indem sie dioramenartige Kästen mit Baumwollstoff überspannt. Ihre „light shaped boxes“ entziehen sich jeder fotografischen Reproduzierbarkeit und entfalten durch die semitransparente Oberfläche ein fragmentarisches Spiel von Schatten, Licht und Tiefe. Ihre Praxis kann als inverses Trompe-l’œil verstanden werden, das weniger Illusion als die Materialität des Sehens sichtbar macht.
Der Titel Modular Selves verweist auf ein poststrukturalistisches Verständnis von Identität: nicht als feste Größe, sondern als offenes System – relational, kontextabhängig, in Veränderung begriffen.
Jördis Tresse