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Lena Schmidt

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Ausstellungsansichten

Biographie

*1981 Bremen
2004–2011 Freie Kunst, Hochschule für bildende Künste Hamburg, Prof. Matt Mullican und Prof. Mari Jose Burki
2016–2020 Department Design, HAW Hamburg
   
  Lebt und arbeitet in Hamburg
   

Preise / Stipendien

2010-2011 Aufenthaltsstipendium, Fountainheadresidency, Miami, USA
2007-2010 Begabtenstipendium, Studienstiftung des deutschen Volkes

Einzelausstellungen

2017 Outdoors, 30works II, Köln
Silence In Between, Kunstverein Stade
2015 Bildwechsel, Galerie Atelier Klint, Rendsburg
2014 The Daily Moods of Lena Schmidt & Christian Jaeschke (mit Christian Jaeschke), Herr Beinlich - Contemporary Fine Art Space, Bielefeld
2013 Memories Of Forgotten Spaces, Braeuning Contemporary, Hamburg
2012 Power Lines, k’– Zentrum aktuelle Kunst, Bremen
2011 Urban Spaces, Victoria Gallery, Portland, USA
Lucid (mit Evan Roberts), Primary Project Space, Miami, USA
2009 urbanscapes, heliumcowboy artspace, Hamburg

Gruppenausstellungen

2022 Zinower, Künstlerhaus Sootbörn (Upcoming)
  Linolschnitt Heute XII, Grafikpreis der Stadt Bietigheim-Bissingen (Upcoming)
  Mixed Media, Evelyn Drewes | Galerie, Hamburg
2021 salondergegenwart, Springer Quartier, Hamburg
  Sino-German Art Exhibition, Hismoon Gallery, Taicang, China
2020 ART OFF Hamburg – Second Sight, Westwerk, Hamburg
2019 In Da Wood II, Gängeviertel, Hamburg
2018 Intermezzo, Pretty Portal, Düsseldorf
  Summer Breeze, 30works, Köln
2016 Off Property 2, Studio 45, Hamburg
2014 Betreff 28, Westwerk goes Bremer Kunstfrühling, Bremen
2013 permanent, Pure Evil Gallery, London, UK
2012 A year of paintings and other pursuits, Victory Gallery, Portland, USA
  Party find ich unheimlich interessant, Galerie Oel-Frueh, Hamburg
  Knock On Wood, Schau Fenster, Berlin
2011 New Small Works, during Art Basel Miami Beach, Primary Project Space, Miami, USA
  WRY – Wendenstraße goes Galerie Genscher, Galerie Genscher, Hamburg
2010 Nord Art, KIC Rendsburg
2009 INDEX 09, Kunsthaus Hamburg, Hamburg
2008 5 years heliumcowboy artspace, Bieberhaus, Hamburg
2006 Plattform #3, Kunstverein Hannover

Ein finsterer Straßenzug. Die einzige schwache Lichtquelle: eine Straßenlaterne im Off. Sie taucht eine verödete Fabriklandschaft in warmes Rot, der Rest versinkt in der Dunkelheit der Nacht. Die Szene erscheint menschenleer, nahezu gespenstisch, lediglich bevölkert von schemenhaft erkennbarer Architektur.

Ein Motiv, das an Filmbilder eines David Lynch erinnert, dem Meister der Inszenierung surrealer, düsterer Bildwelten. Der Kultregisseur Lynch liebt es, in seinen bizarren Filmen immer wieder alte, verfallene Industrieanlagen zu inszenieren. Er fühlt sich von ihnen magisch angezogen. Die Faszination für deren verborgene Schönheit teilt Lena Schmidt, wie uns ihr in Holz geritztes Motiv so faszinierend vor Augen führt. Es zeigt die Brandshofhalle, ein verlassenes Industriegebäude an den Hamburger Elbbrücken, verrät der Titel der Arbeit. Doch zugleich ist diese Industrielandschaft, jenseits ihrer konkreten Lokalität und jenseits des „Pittoresken“, umfassender: einer dieser atmosphärischen Orte oder besser Nicht-Orte, von Lynch als „nowhere places“ bezeichnet, die sich überall in der Welt und unseren Köpfen finden ließen.

Die Assoziation zum bewegten Bild verdankt sich einem erkennbar filmischen Blick in Schmidts skulpturalen Holzarbeiten. Eine Tatsache, die nicht verwunderlich erscheint, bedenkt man ihre Ausbildung in den Fächern Skulptur und Video Art bei Prof. Matt Mullican und Prof. Mari Jose Burki an der Hamburger HfBK: zwei vordergründig widersprüchliche Felder, die in Schmidts Werken eine harmonische Verbindung eingehen und deren hybriden Charakter formen, zugleich Bild und Objekt zu sein.

Den klaren Objektcharakter erhalten die Werke durch ihre starke Materialität. Denn Lena Schmidt arbeitet mit Holz und fügt sich demnach in eine geschichtsträchtige skulpturale Tradition ein. Und dennoch bricht sie mit dieser, indem sie nicht nur den Aspekt des Natürlichen, sondern vor allem dessen Widerspruch zum Industriellen betont, in dessen Kontext ihr Material verwendet wird. Es ist das ausgediente, zurückgelassene Abfallprodukt der Industriebrachen: Pfeiler, Paletten und Kisten. Jedes dieser Unikate trägt die Spuren seiner ursprünglichen Herkunft in sich. Die Folgen des Zersetzungsprozesses, ob Korrosion, Witterung oder farbliche Prägung durch Sonne, sind in das Gedächtnis des Holzes geradezu eingraviert. Auf dieser Oberfläche bilden Schmidts gezeichneten und geritzten Motive die Geschichte des Ortes ab, deren Teil das Holz selbst ist.

Licht und Dunkelheit – im Film von fundamentaler Bedeutung – spielen eine ebenso zentrale Rolle. In der durch Edding erarbeiteten Dunkelheit eröffnet Schmidt imaginäre, zeitlose Räume, filmisch gesprochen Räume im Off, die vom Betrachter zu füllen sind. Unser kollektives Gedächtnis des Stadtraumes bei Nacht, geformt durch individuelle Erfahrungen und kulturelle Prägungen, kommt hier zum Tragen. Die mit Schnittwerkzeug ins Holz geritzten hellen Linien setzen im Kontrast zum tiefen Schwarz Lichtakzente. Nur vereinzelt verwendet Schmidt auch farbigen Lack, der in der reduzierten Farbigkeit jedoch an keiner Stelle Realitätsnähe beansprucht.

Ihre Arbeiten gehen über die Abbildung realer Orte hinaus, das ist unmittelbar zu spüren. In der Synthese von organischen Strukturen und graphischen Elementen, von Material und Motiv erschafft Schmidt Orte überlagerter Erinnerungen, an denen sich reale und imaginäre Räume verschachteln und in einer traumartigen Subtilität aufgehen. Orte, die melancholisch von einer vergangenen Zeit künden. Ihre ursprüngliche Funktion ist nicht von Bedeutung für die Intensität der Motive. Das Geheimnisvolle, das diesen verfallenen Stätten eigen ist, wird nur noch gesteigert. Und doch erscheinen ihre verlassenen, menschenleeren urbanen Landschaften nicht als trostlose Sinnbilder des Vergehens. Vielmehr offenbaren sie erst Eleganz und Schönheit dieser Orte bei Nacht, zeigen ihr verborgenes Leben jenseits des Menschen.

Für die Künstlerin führt diese Erkenntnis auch zur Besinnung auf die eigene Existenz. In dieser Hinsicht erinnert Schmidt an die Figur eines Flaneurs bei Nacht, der seiner Liebe zur stillen Großstadt nachgeht. Zugleich rückt diese Liebe Schmidts „urbanscapes“, wie sie die Stadtlandschaften selbst bezeichnet, in den Kontext der Urban Art. Klar erkennbar sind die Gemeinsamkeiten ihrer Arbeiten mit diesem so ausdifferenzierten Kunst-Phänomen, das die Formen unterschiedlichster Akteure umfasst, die Kunst in, für oder inspiriert von der urbanen Umwelt kreieren, in der sie leben. Auch arbeitet Schmidt mit der Ephemerität ihres Materials, integriert dabei die Umgebung und versucht mit ihrer Kunst gerade auf einer zugänglicheren Basis zu kommunizieren.

Dennoch weisen Schmidts Arbeiten über die breite Masse der Urban Art hinaus. In ihrer leisen, bewusst zurückgenommenen Art betonen sie viel stärker ein individuelles Moment. Es geht nicht um einen lauten, breiten Aufschrei, die Straßen im Kampf gegen die hegemonialen Codes der Werbung zurückzuerobern. Sie sucht ihre Rückzugsorte und die daran hängenden Erinnerungen mitten in der Großstadt, eine Perspektive die nahezu paradox erscheinen mag. Und gerade diese einsamen Erinnerungen, die vor Atmosphäre zu knistern scheinen, gehen in ihrer klaren Konsequenz so nah. „Es geht nicht darum, etwas zu verstehen, sondern darum, etwas zu erfahren“, sagt David Lynch.

Ricarda Bross